LICHTWege 25
Der Künstler und sein Projekt
Ludger Hinse über das Projekt
Liebe Thüringer, liebe Schwestern und Brüder! Die LICHTwege sind mein viertes Ausstellungsprojekt in der Mitte und im Osten unseres Landes – in Bautzen, in Wolgast, in Ludwigslust und jetzt in Thüringen. Es waren für mich besondere Erfahrungen. Wege des Lichts – das Licht ist stärker als die Dunkelheit. Lenkt der Karfreitag noch den Blick auf Schmerz und Leid, so schauen die LICHTwege auf die Kraft der Auferstehung: Trauer wandelt sich in Freude, Schuld in Versöhnung, Apathie in Kraft. Ich freue mich auf viele Begegnungen und Gespräche über die Erfahrungen der Menschen. So hat mich der Bericht eines KZ-Häftlings in Mittelbau-Dora sehr berührt, dem im Tunnel ein Lichtstrahl geholfen hat, zu überleben. Deshalb hängt jetzt eine Sonnenscheibe von mir im Eingang der KZ-Gedenkstätte. An allen 22 Orten geht es um Lichterfahrungen. Vielleicht begegnen wir uns. Es wäre mir eine Freude.
Ludger Hinse
Webseite der Ausstellung LICHTwege
Flyer ab Weihnachten in den Gemeinden
Superintendent Andreas Schwarze und Pfarrerin Sabine Wegner (Foto: Regina Englert)
An allen Ausstellungsorten und in sämtlichen Gemeinden des Kirchenkreises Südharz finden Sie spätestens ab Weihnachten den Flyer zur Ausstellung.
Superintendent Andreas Schwarze und Initiatorin Pfarrerin Sabine Wegner stellen ihn hier vor.
Auf der Suche nach einem Altarkreuz
...und die uns allen dringliche Frage, ob der Regenbogen hält.
Auf der Suche nach einem Altarkreuz, welches das Licht nimmt, wieder verschenkt und seine Umgebung verwandelt, landete die Kirchengemeinde St. Petri Liebenrode, inspiriert von einem Foto aus Lungern/Schweiz, bei dem Künstler Ludger Hinse und mit ihm ziemlich rasch in einem spannenden Kunstprojekt, welches zweiundzwanzig Orte grenzübergreifend im Südharz ein Band knüpfen lässt und sich mit den lichtflutenden Kunstobjekten des Westfalen 2025 auf die LICHTwege begibt.
Das Kreuz
In der St. Petri Kirche des Ortes selbst wird auch eines der sog. Lichtkreuze Nr. 1 ausgestellt sein. Ludger Hinse nennt es: ... das ewig Gleiche und immer Andere. Jeder Raum, jeder Lichtstrahl, jeder Standpunkt der Betrachtung, lässt das Kunstobjekt anders erscheinen. Neben vielen anderen Kunstwerken und Lichtobjekten Ludger Hinses wird gerade das Kreuz auch in diesem Projekt LICHTwege Raum nehmen.
Von der Mehrdeutigkeit des Kreuzes ist der Künstler überzeugt und betont dessen lichtvolle Seite. Für die alte Liebenroder Kirche, die in der innerdeutschen Sperrzone ihre Zeit als Ruine überlebt hat, spielt bei der Wahl des Kunstobjektes, welches vor Ort bleiben soll, noch etwas Besonderes für mich eine entscheidende Rolle. In dem Lichtkreuz Nr. 1 begegnen dem Betrachter an unterschiedlichsten Orten immer wieder die Spektralfarben des Regenbogens.
Der Regenbogen
Es heißt, G-tt hat den Regenbogen zwischen allem, was lebt, und sich zum Zeichen seines Bundes nach der vernichtenden Sintflut gesetzt. Uns zur Hoffnung und sich selbst zur Erinnerung, dass er hinfort nicht mehr die Erde verfluchen will um der Menschen Willen, denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. (1. Mose 8, 21) Trotz der Tatsache, dass wir uns als Menschen immer wieder gegen uns selbst und gegen die Schöpfung richten, sah er wohl die Möglichkeit und Entscheidungskraft der Menschheit, aus rücksichtsloser Expansion, aus Gewalt und Machtstreben, auszubrechen und schenkte einen Neuanfang.
Das Kunstprojekt findet in einer Zeit und auf einem Boden großer gesellschaftlicher Verunsicherung statt, die weltweit ihre Kreise zieht.
Es geht, wie schon bei Noah, um die dringliche Frage des Überlebens. Nur, dass diesmal die Sintflut nicht von G ́tt kommt, sondern von uns selbst. Unbeeindruckt aller Diskussionen steigt der Meeresspiegel.
Die Sehnsucht nach einfachen Lösungen und das Heraufbeschwören guter alter Zeiten nimmt Fahrt auf. Aber weder das eine noch das andere verheißt Rettung und die Diskussion darum lässt tiefe Gräben entstehen.
Brücken des Lichts
Die LICHTwege sind Brücken und öffnen Räume für das notwendige Miteinander. Ein zuversichtliches und optimistisch in die Zukunft schauendes Projekt, das berührt und inspiriert. Die Himmelsbögen, zu sehen im katholischen Dom Zum Heiligen Kreuz in Nordhausen, geben dafür das Leitmotiv.
So licht die Kunst Ludger Hinses ist und uns verzaubert, so gegenwärtig macht sie auch die Schatten und die Sehnsucht, daraus hervorzutreten. Ausdrucksvoll, wird dies in der KZ- Gedenkstätte Mittelbau-Dora zu erleben sein.
Es kann nur einen Neuanfang geben, wenn wir auch die Schatten wahrnehmen, dem Licht den Weg bahnen und uns in die gute Ordnung der Schöpfung, deren Teil wir sind, wieder integrieren – solange der Regenbogen hält.
Pastorin Sabine Wegner
Vorbereitungstreffen mit dem Künstler Ludger Hinse und Pastorin Sabine Wegner in Nordhausen (Foto: Ludger Hinse)
Gruß des Schirmherrn – Landesbischof Friedrich Kramer
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr, Sie als Schirmherr des Projektes LICHTwege von Ludger Hinse, zu diesem Projekt einladen zu dürfen, das vom 20. April bis 31. Oktober 2025 an vielen Orten zwischen Thüringen und Niedersachsen seine Türen öffnet: in kleinen Kirchen genauso wie an bedeutenden Welterbestätten. Diese Vielfalt der Präsentationsorte spiegelt wider, wie sich Kunst und Spiritualität vereinen lassen und der Dialog zwischen Tradition und zeitgenössischer Kunst gefördert werden kann und ein anregendes Zusammenspiel entsteht.
Ludger Hinse nutzt in seinem Projekt das Licht meisterhaft, um Emotionen zu vermitteln und spirituelle Erfahrungen zu ermöglichen. Seine
Lichtkreuze und kinetischen Objekte (Foto: EVKS)
schaffen visuelle Eindrücke und laden die Betrachter dazu ein, über die Bedeutung von Licht und Schatten in ihrem eigenen Leben nachzudenken. In einer Zeit, in der viele Menschen nach
Orientierung suchen, bietet seine Kunst einen Raum der Reflexion und des Trostes. Besonders schön finde ich, dass Gemeinden die Möglichkeit haben, sich aktiv an diesem Projekt zu beteiligen und so neue Kunst mit unseren großartigen Kunstwerken in unseren Kirchen in Korrespondenz treten. Denn die Kirchen sind LICHTORTE, die auf das Licht der Welt: Jesus Christus hinweisen. Und auch die anderen Orte des Projektes sind LICHTORTE, die Orientierung und Klarheit bringen können.
Wussten Sie eigentlich, dass sich zwei Drittel aller Kunstwerke in Kirchen unserer Bundesländer befinden, die ja ebenfalls wunderbare Kunstwerke sind? Um so einLEUCHTENDer ist es, in unseren Kirchen moderne Lichtkunst zu zeigen.
Rund um die Ausstellung können Sie ein reiches Kulturprogramm mit Lesungen, Konzerte und Führungen erleben. Dies fördert nicht nur unser Gemeinschaftserlebnis, sondern auch das Bewusstsein für die Bedeutung von Kunst in unserem Alltag und für die LICHTORTE in unserer Nähe.
Die Ausstellungen werden in einer Vielzahl von historischen und kulturellen Kontexten stattfinden, was den Besuchern die Gelegenheit gibt, die Kunst nicht nur als ästhetisches Erlebnis zu genießen, sondern auch in Verbindung mit den jeweiligen Orten zu reflektieren. Die kleinen Kirchen bieten einen intimen Rahmen für die Kunstwerke, während die Welterbestätten eine majestätische Kulisse schaffen, die die Wirkung der Lichtinstallationen verstärkt.
Ich lade Sie herzlich dazu ein, die Kraft des Lichts zu erleben und die Verbundenheit unserer Gemeinschaft zu stärken. Lassen Sie uns zusammenkommen, um diese einzigartigen
Erlebnisse zu teilen und die transformative Kraft der Kunst zu feiern.
Herzlich grüßt Sie Ihr
Friedrich Kramer
Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland und
Schirmherr des Projektes LICHTwege
Grußwort des Schirmherrn - Ministerpräsident a.D. des Freistaats Thüringen Bodo Ramelow
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kunstbegeisterte,
mit großer innerer Freude habe ich die Schirmherrschaft für das Projekt LICHTwege übernommen, das an 22 Orten im ehemaligen Grenzgebiet zwischen Thüringen und Niedersachsen über 70 Lichtobjekte des großartigen Künstlers Ludger Hinse einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Er lädt uns in Zeiten der Anfechtung, der Unsicherheit und des Unfriedens, die uns nicht selten bedrückend düster erscheinen, ein, Lichter der Hoffnung anzuzünden.
Den Sinn seiner Kunst hat Ludger Hinse einmal sehr treffend beschrieben – sie soll den Glauben an das vermeintlich Unglaubliche nähren, damit Veränderung uns allen in einer oft so statisch erscheinenden Welt überhaupt noch denkbar und möglich erscheint. Wer könnte hier widersprechen? Brauchen wir nicht alle diesen hoffnungsvollen Optimismus angesichts von verheerenden Kriegen, die in genau diesem Moment auf dem Globus wüten und kaum Aussicht auf Frieden bieten?
Dass Hoffnung und Glaube an die eigene Kraft Berge versetzen können, habe ich ganz persönlich am Ort der Eröffnung des Projekts LICHTwege – der herrlichen Netzwerkkirche St. Johannis in Ellrich – über viele Jahre gespürt. Als Grenzgebietskirche war sie zu DDR-Zeiten beinahe eine Ruine. Schließlich wurden auch die beiden prächtigen Kirchtürme dem Verfall preisgegeben – nicht zuletzt, um Blickkontakte in den Westen zu verhindern.
Doch dann geschah ein wahres Wunder. Hand in Hand mit engagierten Ellrichern kämpfte ich als Vertreter der Landesregierung darum, dass diese ehemalige Sperrgebietsstadt ihre Türme wiederbekommt. Es war ein langer und steiniger Weg – und ja, auch hier erlebten wir dunkle Stunden und dachten an Scheitern. Aber es gelang uns immer wieder einander Kraft zu geben – uns ein Licht anzustecken. Das Ergebnis können Sie bei der Eröffnung des Projekts bewundern – am 14.12. vergangenen Jahres feierten wir in St. Johannis gemeinsam Knopffest – die Kirchtürme standen wieder und bekamen ihre Kugeln aufgesetzt.
Diese kleine Geschichte über ein großes Wunder mag Ihnen illustrieren, warum mich Ludger Hinses Kunst auch emotional sehr berührt – weil ich selbst erlebt habe, dass seinen Ideen eine tiefe Wahrhaftigkeit innewohnt.
Ich bin dem Kirchenkreis Südharz und der Koordinatorin des Projektes Frau Pfarrerin Sabine Wegner, zutiefst dankbar dafür, dass sie Ludger Hinse und seine Lichtobjekte zu uns geholt haben.
Ihnen, den Besucherinnen und Besuchern, wünsche ich inspirierende und besinnliche Stunden mit Ludger Hinses Werken. Lassen Sie uns mit ihm gemeinsam auf die Suche nach Lichtern der Zuversicht und Hoffnung gehen. Wir brauchen sie mehr denn je!
Alles Gute!
Ihr
Bodo Ramelow